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Montag, 27. April 2009

Sebstbewußtsein 1

An meine Kindergartenzeit kann ich mich noch ein wenig erinnern. Ich war ein aufgewecktes, ja manchmal sogar lausbubenartiges Kind. Trotzdem ein wenig schüchtern - also keines von diesen vorlauten Gesellen. Ich hatte ganz dunkelbraune Augen und ein kleines Stupsnäschen. Es war eine schöne heile Welt und ich war noch weit ab von Gut und Böse.
Das änderte sich in der Grundschulzeit. Ich war immer noch aufgeweckt und ein wenig schüchtern, aber aus dem Stubsnäschen wurde eine große Nase. Und die war nicht besonders hübsch. Ein "Erbstück" mütterlicherseits. Am Ende der Grundschulzeit fingen die Anspielungen und Beleidigungen an, die sich allesamt auf mein Aussehen bezogen. "Nasenbär" war da noch eine harmlose Variante.

In der Teenagerzeit wurden diese Beschimpfungen zur Belastung und waren mir unheimlich peinlich. Gerade wenn man sich entwickelt, sich für Jungs interessiert und gut aussehen möchte, schleppte ich diese Höckernase im Gesicht herum und konnte sie nicht einmal unter dem längsten Pony verstecken. Wenn ich gehänselt wurde dann war meine Antwort darauf meistens: "Ich hab' mich ja nicht selber gemacht!" Was sollte ich sonst auch sagen?

Mein Selbstbewußtsein hat sehr darunter gelitten. Ich habe mich so gut wie nie von der Seite fotografieren lassen und wenn doch, dann habe ich das Bild nach der Entwicklung vernichtet. Daher kommt wahrscheinlich auch meine Abneigung gegen Bilder von mir.

In dieser Zeit habe ich auch gemerkt, dass hübsche Menschen es viel leichter im Leben haben. Denn meistens entscheidet doch der erste Eindruck. Klar kann man jetzt sagen: "Die Ausstrahlung kommt von innen heraus. Die Menschen mögen dich, wenn du dich selber magst." Aber wie sollte ich mich selber mögen bei diesem Aussehen? Unmöglich!
Besonders schwierig ist es, wenn man neue Menschen kennenlernt, wie bei neuen Lehrern, beim Vorstellungsgespräch für einen Ausbildungsplatz, etc. Mit einem hübschen und gepflegten Aussehen wirkt man gleich sympathischer. Ich musste mir die Sympathie immer erst erarbeiten. Durch Freundlichkeit, hilfreiche Taten und nette Gespräche rang ich um das Wohlwollen meiner Mitmenschen.

Ich wollte auch nicht als Außenseiterin leben und passte mich daher an. Ich fing an zu rauchen, obwohl mir nach jeder Zigarette schlecht wurde. Und das nur um "dazuzugehören". Auf der Abschlussfahrt im zehnten Schuljahr meinte der Lehrer zu mir: "Heike, das Rauchen passt gar nicht zu dir." Und er hatte Recht! Während der ganzen Jahre habe ich mir angewöhnt, es immer allen Recht machen zu wollen. Das steckt tief in mir drin und kommt auch heute noch durch.
Allerdings habe ich jetzt meine eigene Meinung, die ich auch vertreten kann. Somit rede ich meinem Gesprächspartner nicht nach dem Mund. Das passiert nur ab und zu bei Kunden - denn wie heißt es so schön: Der Kunde ist König!

Zum Glück hatte ich eine recht gute Figur. War immer schlank und groß mit langen Beinen. Wobei in den 80er Jahren die langen Beine eher ein Nachteil waren. Damals gab es noch keine Hosen in "extralang" und so lief ich meist mit "Hochwasser" durch die Gegend, was mir wiederum sehr peinlich war. Manchmal nähte meine Mutter mir einen Streifen bunten Stoff unten an die Hose. Aber das kam auch schnell wieder aus der Mode. Ansonsten steckte ich die Hose gerne in die Stiefel (was aber auch nur im Winter ging).

Trotz allem gab es immer Jungs, die sich für mich interessierten. Ich war also weder eine Außenseiterin noch ein einsames Mauerblümchen. Auftritte mit der Blockflöte (bis hin zu "Jugend musiziert"), dem Schulchor, dem Voltigierverein, der Sport-Leistungs-AG und der Prellballgruppe (mit der ich Deutsche Meisterin der Schülerinnen wurde - wenn auch nur als Ersatzspielerin :-)) gaben meinem Selbstbewußtsein dann immer wieder neuen Aufschwung.

Ich erhielt gleich nach der Schule einen Ausbildungsplatz und danach einen Ehemann. Ich bekam drei Kinder und machte mich kurz vor meinem dreißigsten Geburtstag selbstständig. Mit den damit verbundenen Kundenbesuchen wurde es für mich wieder schwerer selbstbewußt aufzutreten. Denn dabei hat man nicht viel Zeit die Kunden für sich zu gewinnen. Und so entschloss ich mich dazu, was ich mir schon so lange wünschte.

Fortsetzung folgt....

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